Motorrad-Community sammelt 114.000 Euro für Depressionshilfe und Prävention
Mit insgesamt 25 Motorraddemonstrationen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Portugal und den USA machte die Initiative Fellows Ride 2024 auf die Volkskrankheit Depression aufmerksam. Mit den Spenden in Höhe von 114.230 Euro konnten 28 regionale Initiativen und Projekte unterstützt werden, die sich für die Prävention der Erkrankung und die Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen einsetzen. Außerdem wurde eine Graphic Novel zum Thema umgesetzt und ein Ersthelferkurs für Mentale Gesundheit entwickelt.
Würzburg, 24. Oktober 2024 – Die ehrenamtliche Initiative Fellows Ride zieht Bilanz: Im Jahr 2024 wurden zum vierten Mal in Folge Motorraddemonstrationen organisiert, um unter dem Motto „Motorrad fahren und Gutes tun“ Aufmerksamkeit für die weit verbreitete Erkrankung Depressionen zu schaffen. Auf insgesamt 25 Ausfahrten in 5 Ländern und 2 Kontinenten spendeten und sammelten die 2.953 Teilnehmer:innen 114.230 Euro für wohltätige Zwecke.
Initiator Dieter Schneider, der seinen Sohn aufgrund von Suizid in Folge einer Depression verlor, startete 2021 mit einer Motorraddemonstration in Würzburg und 5.500 Euro Spendengelder, 2022 konnte er auf vier Ausfahrten 13.750 Euro einsammeln, 2023 waren es bereits dreizehn Ausfahrten und 50.000 Euro. Das stetige Wachstum der Initiative untermauert die Dringlichkeit der Mission: „Nahezu jeder kommt heute mit Depressionen in Berührung – entweder persönlich oder durch Betroffene im direkten Umfeld. Es wird höchste Zeit, dass wir als Gesellschaft hinsehen und mentale Erkrankungen ernstnehmen und dass die Politik eine medizinische Infrastruktur schafft, die frühzeitig und zuverlässig Hilfe leisten kann“, so Dieter Schneider.
Regionale Projekte leisten wichtige Arbeit
2024 stellte Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Suizidpräventionsstrategie der Bundesregierung vor und war Schirmherr des Fellows Ride 2023. In der Realität leisten viele regionale Initiativen, oftmals ehrenamtlich organisiert, einen wichtigen Beitrag. Vom Projekt Kipkel im Rheinland (Präventionsangebot für Kinder psychisch kranker Eltern) über verschiedene Selbsthilfegruppen in Wolfsburg, Koblenz und der Fränkischen Schweiz oder dem 1. Darmstädter Bündnis gegen Depression bis hin zum „Wir sind irrsinnig menschlich e.V.“ und der Franki Moscato Foundation in den USA – die Spenden konnten vielfältige Projekte und Menschen unterstützen, die sich täglich für Unterstützung und Prävention einsetzen und dem Domino-Effekt von Depressionen entgegenwirken. Erkrankt eine Person, hat das unmittelbare Auswirkungen auf Partner, Eltern, Kinder und Freunde und kann weitere mentale Erkrankungen auslösen.
Ersthelferkurs Mentale Gesundheit
Jede Fellows Ride-Saison widmet sich einem übergeordneten Thema. Während 2023 Depressionen und Suizid-Prävention bei Jugendlichen im Vordergrund standen und zusätzlich Spenden für die Entwicklung einer Graphic Novel mit begleitenden Unterrichtsmaterialien gesammelt wurden, stand 2024 alles unter dem Motto „Gesundheit am Arbeitsplatz“. Mentale Erkrankungen nehmen Platz 2 der Gründe für Krankmeldungen ein. Dies beinhaltet durchschnittlich 38 Tage pro Krankheitsfall, Tendenz steigend. Ein spürbarer Verlust an Arbeitskräften und Produktivität sind die Folgen für Arbeitgeber. Am Zentrum für psychische Gesundheit an der Uniklinik Würzburg wurde daher ein Ersthelferkurs Mentale Gesundheit (EMG) entwickelt – analog zum etablierten Erste-Hilfe-Kurs für physische Gesundheit. Der EMG sensibilisiert Teilnehmer Frühwarnzeichen einer mentalen Erkrankung zu erkennen und zeigt einen kompetenten Umgang, um auf Betroffene zuzugehen und auf professionelle Hilfsangebote hinzuweisen. Informationen für Unternehmen und Privatpersonen gibt es auf www.emg-werden.de
Ehrenamtliche für 2025 gesucht
Auch im kommenden Jahr möchte Dieter Schneider mit seiner Initiative „Motorrad fahren und Gutes tun“ wachsen und weitere Fellows Rides organisieren. „Wir wollen weiter dezentral arbeiten, weil wir so viele Menschen in der Breite und auch in ländlichen Gebieten erreichen können. Unsere Mission #zerosuicides soll noch internationaler werden, denn steigende Suizid- und Depressionszahlen sind ein globales Phänomen“, beschreibt der Initiator die nächsten Ziele und verweist auf zahlreiche wissenschaftliche Studien, die einen starken Anstieg an psychischem Druck belegen. Für die Expansion der Initiative wird die Hilfe vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer benötigt – Voraussetzung ist lediglich ein Motorradführerschein. Auf der Website erfahren Interessierte, wie sie Volunteer werden, selbst einen Fellows Ride organisieren oder mit einer Spende etwas für die Depressionshilfe bewegen können.
Fellows Ride-Partner sind u.a. das Bündnis gegen Depression, die Stiftung Depression – Inklusion sowie die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp. An der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt wird derzeit ein „Mental Health Awareness“-Programm speziell für Studierende entwickelt. Das Programm soll 2025 starten.
Über Fellows Ride:
Der Fellows Ride ist eine Initiative, die Motorraddemonstrationen organisiert, um Aufmerksamkeit für die Depressionshilfe zu schaffen. Ehrenamtliche Teams organisieren die Demonstrationen an verschiedenen Standorten, sammeln Spenden und übergeben diese an regionale Gesundheitsprojekte, die sich für die Depressionshilfe einsetzen. Jedes Jahr kommen neue Standorte dazu. 2023 fand erstmals eine Motorraddemonstration in der Hauptstadt Berlin statt, um deutschlandweit für Aufmerksamkeit zu sorgen. Mehr Informationen unter: www.fellowsride.com
Über den Gründer Dieter Schneider
Gründer beider Initiativen ist Dieter Scheider, der nach dem Suizid seines Sohnes mit dem Motorrad eine Weltreise machte und diese Erfahrung im Film „Ride, don‘t hide“ und im Buch „Mit Freude und Tränen durch Afrika“ verarbeitete. Er erlebte dabei persönlich, welch positiven Effekt das Motorradfahren und Unterwegssein auf die seelische Gesundheit haben kann. Heute leistet er mit „Seelentrip Weltreise“ als Peer-to-Peer-Vortrag einen wichtigen Beitrag, um Aufmerksamkeit in Unternehmen, Verbänden und Institutionen für Mental Health zu schaffen. Gemeinsam mit Thomas Lurz gründete er die Stiftung Depression-Inklusion.