Stoppt Corona-Raser!
Steigende Zahl an Verkehrsunfällen senkt Zahl an Notfall-Betten
Berlin, 09.04.2020: Leere Straßen und Autobahnen an Ostern. Der ADAC erwartet erstmals seit Jahren keine Staus. Doch das lockt immer mehr Raser auf die Straßen, es besteht die Gefahr, dass die Zahl der Verkehrsunfälle steigt. „Unfälle sind unter allen Umständen zu vermeiden, damit Ärzte und Pflegepersonal nicht zusätzlich belastet werden,“ sagt Benno Schrief, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Verkehrssicherheitstechnik e. V. (BVST).
Bedingt durch die Corona-Krise und die damit einhergehende Entschleunigung aller Lebensbereiche, ist auf unseren Straßen ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen zu verzeichnen. Dies wird leider von Rasern in Autos und auf Motorradfahrern ausgenutzt. So berichteten nordrhein-westfälische Polizeibehörden von einer deutlichen Zunahme der punktuellen Geschwindigkeitsüberschreitungen im März. Rund 30 Prozent der Fahrzeuge waren zu schnell unterwegs – normal ist eine Quote von 5 bis 8 Prozent. Eine weitere Schattenseite der Corona-Krise: Der individuelle Egoismus wird über die Interessen der Allgemeinheit gestellt, vermeintlich gerechtfertigt durch Langeweile, die wegen fehlender Alternativen der Freizeitgestaltung, wie Kino, Diskothek, Fitness-Studio, aufkommt.
„Gutes Wetter, verbunden mit dem Beginn der Motorradsaison, bewirkt zudem, dass es bei Kradfahrern immer wieder zu massiven Geschwindigkeitsverstößen und teilweise hochriskantem Fahrverhalten kommt“, erklärt Polizeidirektor Stefan Pfeiffer, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Feucht in Bayern.
Zusätzliche Belastung von Rettungsdiensten und Krankenhäusern vermeiden
Wenn zu schnelles Fahren zu ansonsten vermeidbaren Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten führt, binden die Verletzten die Einsatz- und Rettungskräfte und belasten das gesamte Gesundheitssystem, insbesondere Notaufnahmen und Intensivstationen. Die von der Mehrheit der Bevölkerung mit persönlichen Einschränkungen wie Kontaktbeschränkungen unterstützten Bemühungen, das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren, werden damit leichtfertig konterkariert.
Selbst Leichtverletzte nach Geschwindigkeitsbedingten Verkehrsunfällen beanspruchen durch Transport und Behandlung Krankenhauskapazitäten und erhöhen zusätzlich das Infektionsrisiko durch die erforderlichen Kontakte zu Einsatzkräften und Pflegepersonal.
Erhöhte Verkehrsüberwachung gegen Oster-Raser
Ein Mehr an Geschwindigkeitsüberwachung erscheint erforderlich – dafür geeignete Technik ist vorhanden. So bietet sich hier der Einsatz von mobiler Messtechnik z. B. mit Front- und Heckfotografie oder von sogenannten ‚Semistationären Geschwindigkeitsmessanlagen‘ an. Diese Technik ist grundsätzlich so ausgelegt, dass sie ortsveränderlich und temporär auch ohne Personalbedarf vor Ort betrieben werden kann. „Aus verkehrspolizeilicher Sicht ist der Einsatz freiwerdender Polizeikräfte zur Durchführung von Geschwindigkeitsüberwachung geboten und wird so auch realisiert“, sagt Stefan Pfeiffer. Es wird also auch Blitzereinsätze über die Feiertage geben.
Der Vorstand des Bundesverbandes Verkehrssicherheitstechnik appelliert an alle Pkw- und Motorradfahrer, sich an die Verkehrsregeln zu halten und dabei insbesondere die Geschwindigkeitsvorgaben zu beachten. „Wir sind alle aufgerufen, unseren Anteil an der Überwindung der durch das Corona-Virus hervorgerufenen Pandemie zu leisten – dazu gehört auch der Schutz unseres Gesundheitssystems durch Reduzierung der Zahl der Verkehrsunfallopfer!“